Der Sinn der Arbeit

Letztes Wochenende konnten meine Frau und ich einer wunderschönen Trauung unter freiem Himmel beiwohnen. Das Pärchen, dass sich trauen ließ, kennen wir bereits seit vielen Jahren. Für diesen Anlass versammelten sie all ihre Liebsten und Freunde, mit denen sie diesen Moment teilen wollten. Die Trauung fand im Garten einer alten Mosterei unter zwei Apfelbäum statt. Die Sonne begrüßte uns mit ihren warmen Stahlen und die beiden Apfelbäume spendeten der Hochzeitsgesellschaft ausreichend Schatten.

 

Die Zeremonienleiterin nahm uns mit auf die Reise, auf der sich das Hochzeitspaar kennenlernte und wie es schlussendlich dazu kam, dass wir an diesem Tag alle unter den beiden Apfelbäumen versammelt sind. Und dann sagte sie einen Satz, der zu meinem Erfolgsgedanken des Tages wurde. Ein Satz, der das Hochzeitspaar in ihrem Tun auszeichnet. Sie sagte:

 

„Die beiden suchen nicht nach dem Sinn des Lebens, sie geben ihrem Leben einen Sinn.“

 

Doch das gilt nicht nur für unser Leben, sondern auch für unsere Arbeit. Wenn das Unternehmen, in dem Du arbeitest, oder die Tätigkeit, die Du ausführst, nicht mehr auf Deinen Sinn einzahlt, dann wird es Zeit für etwas Neues. Die Geschichte von Herman Cain ist hierfür ein motivierendes Beispiel.

Als Sohn einer armen Arbeiterfamilie, die hart für ihr Geld arbeiten musste, musste er schon in der Schulzeit jobben. Später erwarb er einen Abschluss in Mathematik und fing bei Coca-Cola an, in dem Unternehmen, in dem auch sein Vater als Fahrer arbeitete. Und obwohl er schnell zum Manager aufsteigen konnte, fürchtete er, dass seine Karriere hier zu Ende sei, weil ihn jeder nur als den Sohn des Fahrers ansehen würde.

Ab und zu wird es Zeit für einen neuen Job. Dabei sollten wir darauf achten, dass der neue Job auf unseren Arbeitssinn einzahlt und nicht einfach nur einer von vielen ist, den wir im Laufe unseres Lebens erledigen. (Bild: tapanakorn/canva)

Also entschied er sich seinem damaligen Chef zu folgen und zum Lebensmittelhersteller Pillsbury zu wechseln. Auch hier legte er eine steile Karriere hin. Unteranderem war er für den Bau der neuen Konzernzentrale, die aus zwei 40-stöckigen Wolkenkratzern bestand, verantwortlich und konnte den Bau früher und schneller als geplant abschließen. Was ihm verhalf vier Jahre früher als von ihm veranschlagt zum Vizepräsidenten des Unternehmens aufzusteigen. Doch hier war seine Karriere in diesem Unternehmen wieder zu Ende. Es gab keine Aussicht darauf der Präsident des Unternehmens zu werden. Der Sinn, den er sich selbst gegeben hatte, sollte ihm verwehrt bleiben. In seinem Buch „This is Herman Cain! My Journey to the White House“ schreibt er:

 

„Ich war damals 36 Jahre alt, und obwohl ich dankbar dafür war, dass ich so schnell so viel erreicht hatte, wusste ich damals, dass ich mehr wollte. Ich begann mir vorzustellen, wie aufregend es wäre, wenn ich wirklich ein Unternehmen führen könnte …! Nach mehreren erfolgreichen Jahren als Vizepräsident von Pillsbury wusste ich, ich wollte noch höher hinaus. Ich wollte Präsident eines Unternehmens sein, egal, welches und wo.“

 

Es sollte sich eine Gelegenheit ergeben, die ihm genau das bieten sollte. Es gab jedoch einen Hacken. Er hätte wieder ganz von vorn anfangen müssen, und zwar ganz von vorn. Sein Chef bei Pillsbury bot ihm an bei Burger King anzufangen, einem Unternehmen des Konzerns, und zwar als Burgerbrater. Denn die Philosophie bei Burger King war, dass man das Geschäft von der Pike lernen musste, ohne Abkürzungen:

 

„Mein Wechsel zu Burger King würde bedeuten, dass ich meinen sauer verdienten und sehr begehrten Titel Vizepräsident verlieren würde, dass ich zunächst erheblich weniger Gehalt bekäme und auf Aktienoptionen verzichten müsste. Ich müsste in einer mir völlig neuen Branche ganz von vorn anfangen und, falls ich erfolgreich wäre, womöglich zu meinem Nachteil in einen anderen Teil des Landes umziehen.“

Und manchmal ist es so, dass wir für die Chance unseres Lebens ganz von vorn anfangen müssen. Noch einmal die Schulbank drücken, auf einen Titel und Einkommen vorübergehend verzichten. (Bild: Valeria Boltneva/Pexels)

Titel als Vizepräsident, üppiges Gehalt, Aktienoptionen, was ist mit Dir los, Cain, könnte unser eins denken. Du hast Dir ein tolles Leben in kürzester Zeit aufgebaut. Aber Cain war konsequent. Für ihn war es nur logisch zu wechseln, denn nur so konnte er seinen Sinn erfahren. Er wechselte zu Burger King, besuchte die Burger King University, wo ihn alle nur „der Alte“ nannten, grillte Whoppers, lernte zu kassieren, stieg zum stellvertretenden Manager eines Lokals auf, wurde dann zum Assistant Manager und Manager befördert, dann zum Regionalleiter und anschließend zum Vizepräsidenten.

 

Wieder Vizepräsident, jetzt wirst Du sicherlich wissen wollen, ob der Wechsel zu Burger King seinen Traum, Präsident eines Unternehmens zu sein, erfüllt hat? Ja, jedoch nicht bei Burger King. Vier Jahre nach seinem Wechsel zu Burger King bat man ihm an, ein von Pillsbury in der Zwischenzeit übernommenes jedoch erfolgloses Unternehmen zu leiten, Godfather's Pizza. Und natürlich sagte er zu.

 

Was für ein Weg, mit zahlreichen Windungen, Herausforderungen und Momenten des Verzichts. Doch es hat sich gelohnt ihn zu gehen und seinem Sinn zu folgen. Nicht die Arbeit liefert uns einen Sinn, sondern wir geben der Arbeit einen Sinn. Was ist Dein Sinn?

 

 

 

(Titelbild: studioroman/canva)

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