Die Digitalisierung schreitet voran

1975 erfand ein junger Ingenieur bei Kodak die Kamera, die heute als Vorreiter der Digitalkamera angesehen wird. Sein Name ist Steven Sasson und er war damals gerade einmal 24 Jahre jung. Das Potenzial seiner Erfindung wurde von seinen Kollegen und Vorgesetzten jedoch nicht erkannt. Ganz im Gegenteil sogar. Sasson wurde angewiesen die Erfindung in der Schublade verschwinden zu lassen und nie wieder darüber zu sprechen. Sasson tat, wie ihm befohlen wurde.

 

Ich weiß nicht, ob Sasson damals selbst die wahre Tragweite seiner Erfindung nicht greifen konnte oder ob ihm einfach der Mut fehlte seine Idee weiter zu verfolgen. Jedenfalls war er seiner Zeit voraus. Aufmerksame Marktbeobachter hätten damals gesehen, dass Sasson seiner Zeit jedoch gar nicht so weit voraus war.

 

Als 1999 die ersten brauchbaren Digitalkameras begannen den Markt zu fluten, prognostizierten die Verantwortlichen bei Kodak, dass der Markt für Digitalfotografie in zehn Jahren gerade einmal fünf Prozent ausmachen würde. Der Großteil, 95 Prozent, würde nach wie vor auf Analogfotografie setzen. Wahrscheinlich versuchten die Verantwortlichen sich durch die eigene Prognose selbst zu beruhigen und das aufgebaute Geschäftsmodell, was hochprofitabel war, zu rechtfertigen. Kodak, damals Marktführer, unterhielt tausende von Fotoshops, in denen man Kameras und Fotofilme kaufen sowie seine Fotos entwickeln lassen konnte. Doch zehn Jahre später kam es genau andersherum und 2012 musste Kodak Insolvenz anmelden.

Heute kommen die analogen Kameras von Kodak noch auf Hochzeiten und Festen zum Einsatz. Seine marktbeherrschende Stellung hat das Unternehmen jedoch längst verloren. (Bild: Zx Teoh/pexels)

Was die Verantwortlichen bei Kodak nicht wahrhaben wollten, erkannten wiederum die Verantwortlichen eines niedersächsischen Unternehmens mit einem ähnlichen Geschäftsmodell. Die CEWE Stiftung unterhielt damals hunderte von Fotoshops in Deutschland und war gerade dabei ins europäische Ausland zu expandieren. Doch die Digitalisierung der Fotobranche sollte diesem Vorhaben zunächst einen Strich durch die Rechnung machen. Die Verantwortlichen von CEWE erkannten die disruptive Wirkung der Digitalfotografie auf ihr Geschäftsmodell und begannen daher ihr bestehendes Geschäftsmodell selbst zu kannibalisieren. Heute ist CEWE europäischer Marktführer für digitalen Fotodruck.

 

Oliver Gassmann, Professor an der Universität St. Gallen, sieht drei Hürden, warum Unternehmen an der Transformation ihres Geschäftsmodelles scheitern:

  • Dominierende Industrielogik
  • Der Glaube, Geschäftsmodelle bedürfen neuer Technologie
  • Fehlende kreative Systematik

Im Fall von Kodak kam die Technologie aus den eigenen Reihen und stellte daher keine Hürde dar. Was dem Unternehmen letztlich das Genick brach, war die dominierende Industrielogik. Anstatt zu spielen, um zu gewinnen, konzentrierten sich die Verantwortlichen auf die Verwaltung des Bestehenden. Investitionen der Vergangenheit sind jedoch kein Garant für zukünftigen Erfolg. Entscheidend ist einzig und allein die Investition von heute.

 

 

 

(Titelbild: phoenixsierra0/pixabay)

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