Innovation = Copy and Paste

Allzu oft bewundern wir Einzelpersonen, die mit ihrer Genialität scheinbar im Alleingang die Welt revolutionierten. Doch wenn man hinter den Vorhang blickt, dann erkennt man, dass sie das mit Nichten allein geschafft haben und das auch die revolutionären Ideen oftmals gar nicht von ihnen selbst stammten, sondern sie diese einfach kopierten oder aber bei anderen ausliehen.

 

So hat Steve Jobs, anders als es die meisten glauben, den iPod nicht erfunden. Die originäre Idee hatte Tony Fadell, der als externer Entwickler für Apple arbeitete. Er entwickelte die Idee vom iPod und iTunes und trat damit an Apple heran. Anschließend nahm sich ein 35 Kopf starkes Team der Idee an und entwickelte einen ersten Prototyp unter der Anleitung von Apple. An der Entwicklung waren neben den Beschäftigten von Apple auch Mitarbeiter*innen von IDEO, Connectix, General Magic, Web TV, Philips, Wolfson, Toshiba und Texas Instruments beteiligt. Die iPod Erfolgsstory wurde also von einem diversen Team geschrieben und Jobs Anteil daran war, dass er all die kreativen Leute zusammengebracht hat. Und natürlich die Idee von Tony Fadell nicht als Blödsinn abgetan hat.

 

Übrigens, auch das Dateiformat MP3, mit dessen Hilfe der iPod tausende von Songs in hoher Qualität speichern und abspielen kann, ist keine Erfindung von Apple. Das Fraunhofer Institut entwickelte das Format 1982 und generierte damals damit etwa zehn Millionen Dollar Umsatz pro Jahr. Nur drei Jahre nachdem Apple iPod und iTunes auf den Markt brachte, beide Technologien nutzen das MP3 Format, erzielte Apple mit diesen Produkten etwa zehn Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr. Da sind die zehn Millionen des Fraunhofer Instituts Peanuts dagegen.

Manchmal geht einem das Licht auf, einfach indem man unterschiedliche Ideen miteinander kombiniert. (Bild: fotografierende/pexels)

Ein anderes Beispiel ist Elon Musk, der sich nach dem Verkauf von PayPal der Transformation der Autobranche hin zur Elektromobilität annahm. Auch Musk erfand die Technologie, die ihm letztlich den Durchbruch brachte, nicht selbst und schon gar nicht allein. Er schaute sich einfach auf dem Markt um und stellte fest, dass der Lithium-Ionen-Akkumulator am besten seinen Bedarf befriedigen konnte. Anschließend stellte er ein Team auf, das die einzelnen Akkus zu einem großen Akku-Paket zusammenschalteten und mit Software beherrschbar machte. Das Akku-Paket wurde dann in eine Karosserie eingebaut, die unverkennbar die Designhandschrift des Sportwagenherstellers Lotus trägt. Was auch so ist, denn sie wurde zusammen von AC Propulsion und Lotus entwickelt.

 

Es kann gut sein, dass Musk sich an dem Vorgehen von Adolf Müller ein Beispiel nahm. Dieser gründete nämlich am 27.12.1887 die Büsche & Müller Akkumulatorenfabrik, aus der später das Unternehmen Varta hervorging, das heute an der Börse notiert ist und nach Jahren der Vergessenheit wieder die Aufmerksamkeit der Investoren genießt. Müller selbst lernte auf einer Reise den Erfinder Henri Owen Tudor kennen. Dieser war davon beseelt seinen landwirtschaftlichen Betrieb nachhaltig und autark zu gestalten und erfand den ersten brauchbaren Bleiakkumulator, der später als der Tudor-Akku in die Geschichte einging. Während Tudor jedoch an der kommerziellen Nutzung der Technologie kein Interesse zeigte, erkannte Müller die Chance seines Lebens, nachdem er den landwirtschaftlichen Betrieb von Tudor besucht und sich alles genau zeigen lassen hatte.

 

Klar, einfach Copy and Paste ist Innovation dann doch nicht. Diese drei Beispiele machen jedoch deutlich, dass die erfolgsversprechenden Ideen im kommerziellen Sinne nicht zwangsläufig von einem selbst kommen müssen. Stattdessen kommt es auf gänzlich andere Qualitäten an: Mut, Entschlossenheit, Orchestrierung von Teams und die Bereitschaft Risiken einzugehen.

 

 

 

(Titelbild: LudewigMe/pixabay)

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